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Krypta unter der Kirche und Geheimgang nach Rottenegg?


Geisenfelder Zeitung PK Nr. 35 vom Samstag/Sonntag, 12./13. Februar 2005

Gibt es unter der Geisenfelder Stadtpfarrkirche eine Äbtissinnen-Krypta oder "geheime" Kellerräume mit den Reliquien von Heiligen und den Grabstätten der Klosterfrauen? Oder nimmt hier sogar ein sagenumwobener Geheimgang nach Rottenegg seinen Anfang? Weil solcherlei Gerüchte bis heute noch nicht ganz verstummt sind, ist Richard Bortenschlager der Sache einmal ·im wahrsten Sinn des Wortes· auf den Grund gegangen. Hier das Ergebnis seiner Erforschungen:

 

"Die Geisenfelder Klosterkirche ist unterkellert" heißt es in dem 1950 erschienen Büchlein "Eine Reise durch den Bezirk Pfaffenhofen" des Pfaffenhofener Heimatforscher Josef Brückl. Wie er weiter schreibt, sollen sich in diesen Kellerräumen die Grabstätten der Klosterfrauen befinden. Doch was hat den verdienten Heimatkenner zu diesen Zeilen verleitet? Tatsächlich befindet sich in dem abgeschiedenen Raum gegenüber der Sakristei (einst " Gruftkapelle" genannt) eine altertümliche Treppenanlage, die in die Tiefe führt. Der Treppenschacht war früher frei sichtbar und zugänglich. Anlässlich des Einbaues der Kirchenheizung im Jahr 1969 wurde um Heizung und
Kellertreppe jedoch ein eigenes Mauerwerk zur Schalldämmung und zum Brandschutz aufgerichtet. Dieser Heizungsraum befindet sich unter der Holztreppe zum ehemaligen Oratorium der Schwestern. Von dieser zweistöckigen Warte aus konnten sie, abgetrennt von den übrigen Gläubigen, die Messe mitfeiern.

Die vom Heizungsraum in die Tiefe führende, "sagenumwobene" Treppe konnte im Zuge des angesprochenen Umbaus nicht vollständig erhalten werden. Die oberen Stufen wurden auf Raumniveau eingeebnet und der dadurch entstandene Treppenabsturz durch ein Eisengitter gesichert. Erst in einer Tiefe von etwa 1,40 Meter beginnen die Stufen, die in einen gewölbten, kurzen Auslauf münmit zwei seitlichen Abmauerungen nach links und rechts münden. Und hier begannen die Mutmaßungen. Was befindet sich dahinter?

Im Jahr 1966 ließ der seinerzeitige Pfarrherr Franz Heldmann die beiden Abmauerungen öffnen, und dabei stellte sich heraus, dass es nach rechts in Richtung Kirche gar nicht weitergeht. Nach links landete man lediglich in einen Kellerverschlag des ehemaligen Klosters (seinerzeit Amtsgericht), in dem die Wohnungsmieter Gemüse lagerten. Das erfolglose Unternehmen nach der Suche von unterirdischen Räumlichkeiten wurde eingestellt, das Mauerwerk
wieder instandgesetzt.

Wozu diente also die ominöse Treppe? Betrachtet man die Örtlichkeit gegenüberliegend im heutigen Notariatsarchiv, so führt hier eine zweite Treppe in die Tiefe, fast lagegenau mit jener in der Gruftkapelle, jedoch gegenläufig. Würde man hier die zugesetzte Fundamentmauer zur Kirche wieder aufbrechen, so wäre die einwandfreie Verbindung zur Treppe in der Gruftkapelle hergestellt, wie durch Pfarrer Heldmann bewiesen. Die Angehörigen des Benediktinerinnen-Konvents betraten also mit Sicherheit bis zur Umgestaltung der Abteikirche 1728/30 zu ihren Stundengebeten sowie Gottesdiensten über den Kellerzugang und von dort geradewegs über die Gruftkapelle den Nonnenchor. Im Zuge erwähnten Umbaus wurde das Kloster mit dem Gotteshaus oberirdisch verbunden. Damit verlor die Kellerverbindung ihren Zweck und wurde schließlich zugemauert.

Und was ist nun mit dem Geheimgang nach Rottenegg? Wer ihn entdeckt - bitte melden.


 

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